Die Teilhabe am Straßenverkehr ist für Personen mit Beeinträchtigung von großer Bedeutung, denn sie ermöglicht Unabhängigkeit, soziale Integration und berufliche Chancen. Doch sie erfordert nicht nur bauliche Anpassungen, sondern auch ein Umdenken in der Gesellschaft.
Im Rahmen des „Aufbauseminars Verkehrspädagogik“ des Hauptsachgebietes 5 Verkehrssicherheit und Mobilität im Zentrum für Fort- und Weiterbildung der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit bekamen die Teilnehmenden die Möglichkeit sich eine Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigung(en) vor Ort anzusehen.
Das Seminar war zu Gast bei der EVIM Behindertenhilfe in Hattersheim, die dort als Träger den Schlockerhof und den Wohnverbund Hattersheim betreibt. Der Schlockerhof ist eine Werkstatt für Personen mit Beeinträchtigung. Rund 40 % der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Werkstätten kommen selbständig zu ihren Arbeitsstellen.
Nach Vorträgen sowohl zu der Einrichtung selbst als auch zu den Arten von Beeinträchtigungen und den Umgang mit den betroffenen Menschen, konnten die Teilnehmenden im Wohnverbund Hattersheim eine Wohngemeinschaft der Klienten besichtigen und gemeinsam mit ihnen essen gehen. Anschließend gab es einen ersten Einblick in die Möglichkeiten von Verkehrssicherheitstraining.
Es zeigte sich schnell, dass die Beeinträchtigungen und somit auch die Anforderungen an ein entsprechendes Training sehr vielfältig sein können.
Alle Teilnehmenden des Seminars waren von dem Tag beim Schlockerhof tief beeindruckt. Es konnten Vorurteile widerlegt und Berührungsängste im wahrsten Sinne des Wortes abgebaut werden. Von beiden Seiten gab es den Wunsch, die Zusammenarbeit auch in Zukunft weiter zu führen.
Alter – was geht?
Im gleichen Seminar hatten die Teilnehmenden auch die Möglichkeit, Präventionsprogramme der Polizei Hessen bezüglich der „Risikogruppe 65+“ zu erlernen und an und mit „echten“ Seniorinnen und Senioren zu üben und zu trainieren.
In Deutschland nimmt die Anzahl der Menschen im Alter von über 60 Jahren kontinuierlich zu. Mit Blick auf die aktuellen Daten (Stand 2021) leben etwa 27 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe, was etwa einem Drittel der Gesamtbevölkerung entspricht. Die Teilnahme älterer Menschen am Straßenverkehr ist von großer Bedeutung, da sie Mobilität, soziale Integration und Lebensqualität fördert. Sie ermöglicht auch die aktive Teilhabe am täglichen Leben. Allerdings gibt es immer wieder Diskussionen darüber, wie und in welchem Umfang Seniorinnen und Senioren sicher am Straßenverkehr teilnehmen können.
Ältere Menschen sind aufgrund körperlicher Veränderungen möglicherweise anfälliger für die Verursachung von oder die Verwicklung in Verkehrsunfälle. Statistiken zeigen, dass die Unfallbeteiligung dieser Zielgruppe an schweren Verkehrsunfällen tendenziell höher ist. Allerdings ist anzumerken, dass dies nicht notwendigerweise auf mangelnde Fahrkompetenz, sondern oft auf das höhere Unfallrisiko im Alter z.B. aufgrund körperlicher Einschränkungen, zurückzuführen ist.
Es ist von großer Bedeutung, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit älterer Verkehrsteilnehmenden zu gewährleisten. Hier setzen die Präventionsprogramme wie „MAXimal mobil“ sowie individuelle Trainings, wie z.B. das Pedelec-Training der Polizei an. Die Teilnehmenden des Seminars führten gemeinsam mit den Seniorinnen und Senioren erfolgreich Trainings durch.
Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Es geht noch eine ganze Menge im Alter. Auch eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr ist möglich. Dies gilt gleichermaßen für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Individuelle Präventionsmaßnahmen für die jeweiligen Zielgruppen können hierbei einen wesentlichen Beitrag leisten. An dieser Stelle gilt es immer wieder auf § 1 Abs. 1 StVO zu verweisen:
Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.