Die hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) hat knapp 1.400 Studierende zu polizeilichen Alltagserfahrungen sowie individuellen Einstellungen und Erfahrungen im polizeilichen Berufsalltag befragt. Der Forschungsbericht 2023, der eine Fortsetzung zur Studie „Polizeiliche Alltagserfahrungen – Herausforderungen und Erfordernisse einer lernenden Organisation“ darstellt, ist auf der Internetseite abrufbar. Im Zentrum des Berichts stehen die Ergebnisse einer im Jahr 2022 durchgeführten Befragung, an der insgesamt 842 Studierende des Fachbereichs Polizei sowie – als Vergleichsgruppe – 552 Studierende des Fachbereichs Verwaltung der HöMS teilgenommen haben.
Die Befragung der Studierenden setzt das im Jahr 2019 gestartete Forschungsprojekt „Polizeiliche Alltagserfahrungen – Herausforderungen und Erfordernisse einer lernenden Organisation“ fort. 2019 hatten sich 4.277 Beschäftigte der hessischen Polizei (ohne Studierende) an einer vergleichbaren Befragung beteiligt.
Die Befragung der Studierenden wurde durch die Hochschule und in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus (HKE) durchgeführt. Die Analyse der Ergebnisse erfolgte durch einen wissenschaftlichen Beirat und in Absprache mit dem Hauptpersonalrat der Hessischen Polizei.
Einstellungen zu Staat und Demokratie
Von den 2022 befragten Polizeianwärterinnen und -anwärtern sind 99,1 Prozent der Auffassung, dass die parlamentarische Demokratie die beste Staatsform ist. 93,3 Prozent sehen in Offenheit und Toleranz Grundpfeiler unserer Gesellschaft. 91,1 Prozent vertreten die Meinung, dass Einwanderer unser Land bunter und vielfältiger machen.
„In der Gesamtschau ermöglichen die Befragungen einen fundierten Einblick in das Stimmungsbild, das Klima und den Wertehorizont innerhalb der Polizeibeschäftigten zum jeweiligen Erhebungszeitpunkt. Die vorliegenden Forschungsergebnisse zeigen, dass die hessischen Polizeistudierenden von der Richtigkeit und Wichtigkeit unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung felsenfest überzeugt sind und einen positiven Blick auf Einwanderung in unser Land haben. Die Studienergebnisse zeigen aber auch, dass unsere Arbeit in Aus- und Fortbildung noch nicht beendet ist“, so der Präsident der Hochschule, Dr. Seubert.
Durch das Forschungsprojekt sollten neben politischen Einstellungen auch Informationen zu Arbeitsumfeld und -zufriedenheit erhoben werden. Aus den Studienergebnissen lässt sich ablesen, dass bei einem hohen Anteil der Polizeistudierenden für Zufriedenheit sorgt, dass sie einer vielfältigen, abwechslungsreichen und sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen.
„Trotz der zum Teil belastenden Alltagserfahrungen im Polizeiberuf freut es mich sehr, dass sich über 97 Prozent der befragten Polizeistudierenden mit dem Polizeiberuf identifizieren. Der tagtägliche Einsatz unserer Polizeibeamtinnen und -beamten verdient unseren Respekt, unsere Anerkennung und unseren Dank. Umso bedenklicher ist allerdings, dass fast drei Viertel der Polizeistudierenden (72,8 Prozent) angaben, in ihrer bisherigen – kurzen – Dienstzeit bereits von Bürgerinnen und Bürgern beleidigt worden zu sein und mehr als jeder Dritte (34,5 Prozent) wurde bereits mindestens einmal körperlich angegriffen. Dies ist genauso wenig akzeptabel wie Fehlverhalten innerhalb des Kollegenkreises, von dem etwa jeder fünfte Polizeistudierende berichtet“, so Dr. Seubert.
Forschung in der Polizei
Die Hessische Polizei beteiligt sich zudem an der bundesweiten Polizeistudie „Motivation, Einstellung & Gewalt im Alltag von Polizeivollzugsbeamten“ (MEGAVO). Zwischenergebnisse dieser umfassenden Polizeistudie wurden Anfang April 2023 veröffentlicht und können hierÖffnet sich in einem neuen Fenster abgerufen werden. In Hessen knüpft die bundesweite Polizeistudie an die bereits im Jahr 2019 gestartete Studie der Hessischen Polizei zum Thema „Polizeiliche Alltagserfahrungen – Herausforderungen und Erfordernisse einer lernenden Organisation“ an.
Die wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse aus den jeweiligen Befragungen werden durch die Hessische Polizei im Hinblick auf mögliche Schlussfolgerungen für die praktische Arbeit ausgewertet.