Neuerscheinung in der Paper Reihe des Netzwerks Politikwissenschaft der Hessischen Polizei (PolPol): „Entmenschlichung durch Takfīr: Die grausame Logik der IS-Filme“Öffnet sich in einem neuen Fenster von Dr. Eliane Ettmüller
Filme mit Hinrichtungsszenen wurden in den Jahren 2014 und 2015 so massiv von der terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat“ (IS) verbreitet, dass sie sämtliche „herkömmlichen“ extremistischen Foren - wie zum Beispiel die der al-Qaida - überfluteten. Abseits der Foren waren sie auf YouTube, Twitter und Facebook der Allgemeinheit problemlos zugänglich. Bis heute erscheint es fast unglaublich, dass bewegte Bilder von Kriegsverbrechen, die teilweise jeden Tag andere grausame, entwürdigende und pervers anmutende Hinrichtungen zeigten, zu Werbezwecken verwendet wurden. Mit seiner Propaganda war der IS offensichtlich aber so erfolgreich, dass auch aus Deutschland mehr als 1.150 Personen - Männer und Frauen - dem Aufruf zur Ausreise nach Syrien und in den Irak teilweise sogar hochschwanger oder mit kleinen Kindern gefolgt sind. Der IS präsentierte sich als kleine Gefolgschaft Gottes, die - im Gegensatz zur al-Qaida - völlig kompromisslos anstrebte, das angebliche Gesetz Gottes auf Erden umzusetzen. Die IS-Filmemacher kombinierten geschickt theologische Argumente mit einer Bildsprache, die die Feinde entmenschlicht. Seit der Institution eines sogenannten Kalifats im Juni 2014 und bis zum heutigen Tag nutzen IS-Anhängerinnen und Anhänger umfangreich Film- und Audiomaterial, welches in Syrien und im Irak produziert wurde, als die Vereinigung Gebiete beherrschte, deren Gesamtfläche größer war als die von Großbritannien. Dieser Artikel ist das Resultat einer ausführlichen Betrachtung von IS-Filmen aus den Jahren 2014 und 2015 und verbindet die theologische Argumentation des IS zum Thema Takfīr (Exkommunizierung) mit der entmenschlichenden Anwendung dieses Konzepts in den Videos.