Gruppenbild der Vortragenden am Forschungstag der HöMS zum Thema „Extremismus im digitalen Zeitalter“

Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit

Forschungstag an der HöMS zum Thema: „Extremismus im digitalen Zeitalter“

Lesedauer:7 Minuten

Der anwendungsorientierten Forschung und dem Transfer von Innovationen in die Lehre kommt insbesondere an Hochschulen für angewandte Wissenschaften eine große Bedeutung zu. Die Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) veranstaltete daher am 09. November 2023 am Campus Mühlheim ihren diesjährigen Forschungstag, um zahlreiche Forschungsprojekte vorzustellen und über zukünftige Entwicklungen zu diskutieren.

„Der Gedenktag an die Novemberpogrome von 1938 mahnt uns und ist zugleich Auftrag, heute und in Zukunft dafür zu sorgen, dass Hass und Extremismus weiterhin mit Entschlossenheit bekämpft werden müssen. Extremismus im digitalen Zeitalter ist ein sehr vielschichtiges wie brandaktuelles Thema. Hierbei kann die HöMS als Hochschule des öffentlichen Dienstes einen wichtigen Beitrag leisten. Denn die anwendungsorientierte Forschung und der Transfer von Innovationen in Lehre und Praxis ist eine ihrer zentralen Aufgaben. Dabei ist es Anspruch, sich mit den fortschreitenden gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen auseinanderzusetzen und alle Beteiligten in Lehre und Forschung, in Studium und Fortbildung sowie die Kunden der HöMS aus Polizei und Verwaltung bestmöglich zu unterstützen“, so der Kuratoriumsvorsitzende der HöMS und der Leiter Zentralabteilung im Hessischen Innenministerium Hendrik Schultz.

Extremismus im digitalen Zeitalter stellt Politik, Sicherheitsbehörden und die Öffentlichkeit vor große Herausforderungen, den Radikalisierungsphänomenen zu begegnen, Ursachenforschung zu betreiben sowie Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu erstellen.

Dabei spielen digitale Medien eine besondere Rolle sowohl bei Entstehung als auch Verfestigung von Prozessen der Radikalisierung. Durch ihre große Reichweite und entsprechende Anonymität, wird der Zugang zu politischen, religiösen oder anderen Formen von Ideologien erleichtert. Bei Social Media oder anderen Online-Kontexten entstehen durch Prozesse der Gruppenbildung Chats zur gemeinsamen Kommunikation. Dort finden Gleichgesinnte Anerkennung und Gemeinschaft. Sie bestärken sich gegenseitig in ihren Einstellungen und Handlungstendenzen und verbreiten im Extremfall Hass und Hetze. Durch das Internet wird die weltweite Vernetzung mit Personen mit gleichen Auffassungen, Ansichten und Überzeugungen erleichtert, welche weit abseits der gesellschaftlichen Normen und Werte liegen.

Vor diesem Hintergrund hat das Thema „Extremismus im digitalen Zeitalter“ einen großen Stellenwert im Forschungskontext der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit erhalten.

„Der Forschungstag zeigt die Breite und die Vielfalt der an der HöMS vorhandenen Forschungslandschaft, die wir weiter ausbauen und stärken wollen“, so der Präsident der HöMS Dr. Walter Seubert.

Das Institut für Forschung und Transfer der Hochschule mit Sitz am Campus Mühlheim war unter der Federführung von Prof. Dr.-Ing. Thorsten Göbel und Dipl.-Pol. Dipl.-Psych. Hermann Groß von Anfang an bei der Planung und Umsetzung des Forschungstages maßgeblich beteiligt und hat ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.

Die Vorträge im ersten Teil befassten sich mit extremistischer Online-Kommunikation unter anderem auf Social Media oder Gaming Plattformen.

Der zweite Teil war den Herausforderungen für den Rechtsstaat sowie für die öffentlichen Organisationen im Umgang mit Hass im Netz und extremistischen Milieus im Internet im digitalen Zeitalter gewidmet.

Die Veranstaltung bot für alle Beteiligten und Teilnehmenden die ideale Plattform, um sich über aktuelle Forschungsarbeiten an der HöMS zu informieren, den Austausch mit forschenden Kolleginnen und Kollegen zu suchen und sich mit diesen zu vernetzen.

Bereits im August 2021 wurde das Verbundprojekt MISRIK vorgestellt. Dr. Georgios Terizakis, Professor für Politikwissenschaft an der HöMS, ist von Anfang an federführend bei diesem Projekt dabei und forscht in Zusammenarbeit mit Ethnologinnen und Ethnologen der Universität Mainz, dem Informatik-Fachbereich Ubiquitous Knowledge Processing (UKP) sowie Mitarbeitenden der Kultur- und Wissenssoziologie und der Theoretischen Philosophie von der Technischen Universität Darmstadt.

Das Forschungsprojekt befasst sich mit Memes, Ideen und Strategien rechtsextremistischer Internetkommunikation. Es untersucht interdisziplinär, wie rechte und rechtsextreme Aktivistinnen und Aktivisten online, vor allem in sozialen Medien und auf Imageboards, ihre Ideen mittels Memes (multimodale Text-Bild-Arrangements, die sich insbesondere in sozialen Netzen verbreiten) weitertragen, dadurch neue Befürworterinnen und Befürworter gewinnen und wie sie auf besondere Ereignisse, wie zum Beispiel Anschläge, im Netz reagieren.

Im Rahmen des Projektes „Memes, Ideen, Strategien rechtsextremistischer Internetkommunikation“ (MISRIK) werden derartig raffinierte Verbreitungsweisen rechtsextremer Inhalte, die damit verbundenen Weltanschauungen und die programmatischen sowie strategischen Diskurse der neurechten Akteurinnen und Akteure im digitalen Raum analysiert. Die gesammelten Ergebnisse beim Projekt MISRIK sollen dann in Lehrveranstaltungen von Hochschulen sowie Polizeiakademien, Handreichungen für Sicherheitsbehörden und zivilgesellschaftliche Präventionsangebote einfließen.

Darüber hinaus hat an der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) seit dem Wintersemester 2022, die bundesweit einzigartige Forschungsstelle „Extremismusresilienz“ unter der Leitung von Prof. Dr. Julian Junk und Mitwirkung von Frau Dr. Eliane Ettmüller, Wissenschaftliche Referentin, die Arbeit begonnen. Ihr Auftrag ist die Erforschung von extremistischen Einstellungen innerhalb von Polizei und öffentlicher Verwaltung und damit verbunden insbesondere die Entwicklung präventiver Ansätze und Maßnahmen zur politischen Bildung. Sie wird auch Bildungsangebote in den wichtigen Themenfeldern Demokratie, Menschenrechte und Vielfalt erforschen sowie evaluieren. Damit soll ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden, der neben der Erforschung von extremistischen Einstellungen und spezifischen Sozialisationseffekten im öffentlichen Dienst insbesondere auch die Entwicklung präventiver Ansätze sowie Maßnahmen zur Demokratiebildung enthalten wird.

Ziel ist es, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit der Forschungsstelle direkt in die Lehre an der HöMS einfließen zu lassen. Dabei geht es um Bachelor- und Masterstudiengänge in den Fachbereichen Polizei und Verwaltung. Die Stärkung demokratischer Werte, interkulturelle Kompetenzen und die weitere Sensibilisierung für das Thema Extremismus sowie die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Bediensteten dagegen sollen in der Aus- und Weiterbildung künftig noch mehr Raum einnehmen.

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