Am 28. März 2023 hat Frau Staatsministerin Angela Dorn im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Die Stunde der Wahrheit“ des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst zum Thema „Phänomen Gewalt“ nach Rüsselsheim eingeladen. Das Format bietet die Möglichkeit, dass Bürgerinnen und Bürger mit der Wissenschaftsministerin sowie Vertreterinnen und Vertretern von Hessischen Hochschulen zu aktuellen Themen ins Gespräch kommen.
Das Thema „Gewalt“ wird gegenwärtig nicht nur im Hinblick auf Angriffe auf Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte, sondern auch auf Mitarbeitende der Rettungsdienste und der Feuerwehr diskutiert. Die Gewaltausbrüche gegenüber Helferinnen und Helfer in der Silvesternacht 2022/23 haben schockiert und aufgeschreckt. Viele Menschen fragen sich, was der Auslöser für diese Aggression ist und was die Täterinnen und Täter dazu bewegt, gerade diejenigen zu attackieren, die uns schützen und unsere Leben retten wollen. Bei der Veranstaltung „Stunde der Wahrheit“ wurden wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Ursachen der Gewalt ausgetauscht und darüber diskutiert, was Politik und Gesellschaft tun können, um derartige Übergriffe zu verhindern. Durch die Veranstaltung führte NDR-Moderator Tim Berendonk.
Zu Gast war neben Herrn Prof. Dr. Ulrich Stangier von der Goethe-Universität Frankfurt auch Prof. Dr. jur. Mattias G. Fischer. Er ist als Professor für Polizei- und Verwaltungsrecht an der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit mit sicherheitsrechtlichen Fragen befasst und hat auch über die historischen Grundlagen des staatlichen Gewaltmonopols geforscht. Professor Fischer wies darauf hin, dass die Ursachen für gewaltsame Übergriffe vielfältig seien. Erhebungen über Gewaltstraftaten gegenüber Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten zeigten, dass bei jedem zweiten Übergriff der Alkohol- und Drogenkonsum eine wichtige Rolle spiele. Ein wichtiger Faktor sei die Frustration gegenüber dem Staat als solchem. Blaulichteinsätze würden mit dem Staat identifiziert, den es aus Sicht der Täterinnen und Täter zu bekämpfen gelte.
„Diesen Gewaltausbrüchen liegen Desintegrationsprozesse zugrunde, die nur gesamtgesellschaftlich und mittels einer breit angelegten Sozial-, Bildungs- und Präventionspolitik zu verhindern sind. Strafrechtliche Sanktionen taugen lediglich als letztes Mittel, haben als klare Stoppzeichen aber eine wichtige Funktion“, sagte Professor Fischer. Er betonte, dass gewaltsamen Übergriffen regelmäßig Beleidigungen vorausgingen, deren Sanktionierungen stärker in den Blick zu nehmen seien: „Aus Worten werden oft Taten. Schon der verbale Übergriff ist eine Herabwürdigung, die nicht akzeptiert werden darf. Wir müssen darüber diskutieren, ob Beleidigungen von Einsatzkräften zukünftig nicht auch wie Verleumdungen von Politikerinnen und Politikern zu sanktionieren sind.“
Prof. Dr. Ulrich Stangier, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität Frankfurt, beleuchtete das Gewaltproblem aus der psychosozialen Perspektive.
Das entschlossene Handeln bei der Bekämpfung von Gewalt gegenüber Polizei-, Feuerwehr- und Rettungskräften in Hessen wurde bereits am Tag der „Schutzschleife“ in Wiesbaden durch die Studierenden des Fachbereiches Polizei der Hochschule symbolisiert. Die Studierenden zeigten ihre Solidarität mit und Wertschätzung für die Frauen und Männer, die tagtäglich mit ihrer Arbeit und oft auch mit ihrem Leben für uns alle einstehen, indem sie die Bürgerinnen und Bürger zu dieser Solidaritätsaktion aufklärten sowie Schutzschleifen verteilten.