Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit

Bericht zur DemoPolis-Netzwerk-Jahrestagung 2025

DemoPolis - Bundesweites Netzwerk der Polizei für Diversität und Demokratie

Die DemoPolis-Mitgliederjahrestagung 2025 fand vom 30. September bis 1. Oktober 2025 mit Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet in Münster in Westfalen statt. Gastgeberin war in diesem Jahr das Zentrum für Politische Bildung und Vielfalt in der Polizei NRW beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) der Polizei NRW.

Die Tagung fand in entsprechendem Rahmen in der großen Aula des Bildungszentrums „Carl Severing“ des LAFP statt. Carl Severing (1875-1952) war u. a. Innenminister des Deutschen Reichs in der Weimarer Republik. Ein zentrales Anliegen seines Wirkens war es, den Staat gegen Angriffe auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit standhaft zu machen. Daher gab es gerade für die DemoPolis-Jahrestagung des Bundesweiten Netzwerks der Polizei für Diversität und Demokratie in diesem Jahr sicher keinen passenderen Austragungsort.

Ziel der DemoPolis-Mitgliederjahrestagung war erneut der fachliche und persönliche Austausch zu den DemoPolis-Themen Vielfalt, Inter- und Transkulturelle Kompetenzen, Erscheinungsformen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF), Anti-Diskriminierung, Demokratiebildung und Extremismusprävention sowie die Förderung der weiteren
Vernetzung und das Empowerment der Mitglieder.

Da die DemoPolis-Mitgliederzahlen gerade in 2025 mit inzwischen über 200 Mitgliedern stark gestiegen sind, kamen erfreulicherweise auch viele neue Mitglieder nach Münster, um zum ersten Mal persönlich an der DemoPolis-Jahrestagung teilzunehmen. Ergänzend zu den Fachvorträgen gab es natürlich auch wieder ein beeindruckendes Rahmenprogramm sowie ein gemeinsames Abendessen zum Kennenlernen und zur Vertiefung persönlicher Kontakte.

Nach der Eröffnung der Tagung durch Christian Effert, als Leitungsvertreter der Abteilung 3 des LAFP, und der Begrüßung durch Cornelia Rotter, Dr. Isa Ciftci und Waldemar Regner vom Leitenden DemoPolis-Koordinierungsteam, leiteten Dr. Alexander Niemeier und Claudia Tutino in das inhaltliche Programm über. Als Gastgeberinnen und Gastgeber stellten sie den Teilnehmenden die vielfältigen Aufgaben und Tätigkeitsschwerpunkte des Zentrums für Politische Bildung und Vielfalt in der Polizei NRW, TD 34.3, vor.

Anschließend gab Emre Türk, als Kontaktperson für interkulturelle und religiöse Angelegenheiten (KIA) in der Polizei NRW, einen aufschlussreichen Einblick in den Aufbau und die Struktur seines Organisationsbereiches sowie den Inhalt seiner Arbeit. In einem gemeinsamen Rahmen hielt darauf aufbauend der stellvertretende Vorsitzende des
Landesintegrationsrates NRW, Seyfullah Köse, einen sehr eindrücklichen Vortrag über Rassismus und wie sich dieser auf Einzelne und die Gesellschaft auswirken kann.

Impressionen von der DemoPolis-Jahrestagung 2025

Dr. Alexander Niedermeier und Claudia Tutino bei einem Vortrag
Referent Köse bei einem Vortrag
Kristina Schäfer, Emre Türk und Seyfullah Köse im Gespräch vor einer Flipchart

Im Rahmen der Fachvorträge stellte Kristina Schäfer von der Universität Linz/Österreich am zweiten Tag der Tagung ihre sehr interessanten Forschungsergebnisse zum Thema „Diversity in der Polizei“ vor. Sie forscht(e) dazu in der deutschen und österreichischen Polizei und kommt u. a. zu dem Ergebnis, dass sich Polizeibehörden, vor dem Hintergrund des
demographischen Wandels sowie der steigenden Vielfalt in den jeweiligen Gesellschaften, sich zunehmend um Diversität in den eigenen Reihen bemühen. Dabei stand auch die Frage im Fokus, was Polizeikräfte dafür tun können, dass Diversity zu einer gelebten Praxis wird. Zentral ist hier der Appell, sichtbar Haltung zu zeigen, das heißt, Betroffene direkt zu unterstützen; diskriminierendes Verhalten und Handeln anderer im Keim zu ersticken, gemeinsam über diskriminierende Vorfälle zu reflektieren und, wenn nötig, Vorfälle bei Vorgesetzten zu melden. Damit zeigen sich über Kristina Schäfers Forschung zu Diversity hinaus auch Verbindungen zum Schlagwort der Stunde, der „demokratischen Resilienz".

Neu hinzugekommen im DemoPolis-Netzwerk sind in 2025 auch Vertreterinnen und Vertreter des Zolls, welche die Gelegenheit bei ihrer ersten Teilnahme an der Mitgliedertagung nutzen konnten, die aktuellen Rahmenbedingungen beim Zoll zu den DemoPolis-Themen darzustellen.

Daran anschließend erläuterten Conny Rotter, Prof. Dr. Verena Schulze und Dr. Mareike Haass, als Leitungsteam, sehr anschaulich das Projekt „DISKURS“ des „Arbeitskreises Politische Bildung und Polizei“. Das von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderte Projekt „Demokratie-Räume-Bilden – Professionalisierung der Polizei durch politische Bildung als Diskurs“ entwickelt einen Diskurs(-raum) für Austausch zwischen Perspektiven von Polizei, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

Prof. Dr. Verena Schulze, Cornelia Rotter, Dr. Haydee Mareike Haass bei ihrem Vortrag
Gruppenbild DemoPolis-Tagungsteilnehmende vor dem Bildungszentrum „Carl Severing“ des LAFP in Münster

Neben den Fachbeiträgen gab es für alle Teilnehmenden an beiden Tagen auch wieder ausgiebig Gelegenheiten, sich innerhalb des Tagungsprogramms zur Weiterentwicklung von DemoPolis auszutauschen. Vorgestellt wurden hier z. B. zunächst von den Mitgliedern das Thema „Umgang mit Jüdischem Leben und Antisemitismus innerhalb der Polizei“, dessen bundesweite Veröffentlichung bis zum Ende dieses Jahres vorgesehen ist. Daran anschließend erläuterten die Mitglieder der DemoPolis-AG „Train-the-Trainer“ den aktuellen Stand des im Dezember 2025 beginnenden zweiten Durchgangs der DemoPolis-eigenen Ausbildung „Interkulturelle Sensibilisierung in der Polizei“. Diese Ausbildung wurde durch die AG auf Basis aktueller Standards der Lehre entwickelt. Die Berücksichtigung konkreter Bedarfe aus der Polizeipraxis, von Entwicklungen in der Polizeiwissenschaft und von länderspezifischen Herausforderungen, sind die Besonderheit dieses Angebotes, dass es bundesweit so noch nicht gab.

Erneut abgerundet wurde das vielfältige Tagungsprogramm am Ende des ersten Tages mit einem, für alle Teilnehmenden sehr bewegenden, Poetry Slam. Unter dem Motto „Nie wieder leise“ gaben dabei Polizeibedienstete aus unterschiedlichen Bereichen, als Mitglieder der Gruppe „Poetry im Blaulicht“, ganz persönliche, sehr bewegende Einsichten in ihre
Erfahrungen und Wahrnehmungen zu verschiedenen Facetten der Vielfalt. Nach langanhaltendem Applaus für diese beeindruckende Vorstellung der Künstlerinnen und Künstler, machten sich alle Anwesenden dann gemeinsam in der Abenddämmerung auf einen kleinen Fußmarsch zum in der Nähe des Bildungszentrums „Carl Severing“ idyllisch gelegenen Münsteraner Aasees. Dort klang dann das Tagesprogramm in einem italienischen Lokal in großer Runde und ungezwungener Atmosphäre, mit einem gemeinsamen Abendessen und guten Gesprächen zwischen Fachlichkeit und persönlicher Erfahrung, aus.

Künstlerinnen und Künstler der Gruppe „Poetry im Blaulicht“ auf einer Bühne

Mit einem Ausblick auf das nächste Jahr und den herzlichen, gegenseitigen, persönlichen Verabschiedungen, waren am Ende des zweiten Tages wieder viele neue, spannende Erkenntnisse gewonnen und erneut viele neue Kontakte geknüpft worden. Viele Anwesenden brachten in ihrem Feedback auch noch einmal die Wichtigkeit des regelmäßigen, persönlichen Austausches durch die DemoPolis-Jahrestagung zum Ausdruck und schätzten das persönliche Empowerment und die damit einhergehende Stärkung des Networkings.

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