Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit

Exkursion einer Gruppe Studierender nach Chemnitz

Leandro Posa schildert seine Eindrücke zum Besuch des Dokumentationszentrums zum NSU-Komplex sowie der Ausstellung „30 Jahre Polizei Sachsen“ und zum Austausch mit Auszubildenden der Polizei Sachsen auf einer Exkursion des Hochschuldidaktischen Dienstes der HöMS (mit Cornelia Rotter und Dr. Eliane Ettmüller)

Im Zeitraum vom 19. bis 21. November 2025 unternahmen wir als Studierende der Polizei Hessen aus dem 3. bis 6. Semester der Campusstandorte Mühlheim, Kassel und Wiesbaden eine Exkursion nach Chemnitz. Ziel der Fahrt war der Besuch des NSU-Dokumentationszentrums, die Teilnahme an der Ausstellung „30 Jahre Polizei Sachsen“ sowie ein anschließender fachlicher Austausch mit angehenden Polizeimeisterinnen und Polizeimeistern der Polizei Sachsen. Die Exkursion diente sowohl der historisch-politischen Bildung als auch dem Vergleich polizeilicher Ausbildungsstrukturen und dem Kennenlernen verschiedener polizeilicher Perspektiven.

Die Anreise erfolgte am 19. November mit dem Bus vom Campus Wiesbaden aus. Nach unserer Ankunft bei der Bereitschaftspolizei Chemnitz wurden wir mit Verpflegung begrüßt und bezogen unsere Zimmer, bevor der Abend ruhig ausklang.

Am 20. November besuchten wir das NSU-Dokumentationszentrum, das sich umfassend mit der Aufarbeitung des rechtsterroristischen Netzwerks „Nationalsozialistischer Untergrund“ befasst. Im Rahmen eines etwa siebenstündigen Workshops, inklusive einer sehr intensiv gestalteten Führung durch die Ausstellung, erhielten wir tiefgehende Einblicke in die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe des NSU-Komplexes sowie in die Perspektiven der Opfer und Angehörigen. Die kritische Auseinandersetzung mit behördlichen Fehleinschätzungen und strukturellen Problemen war für uns als angehende Polizeibeamtinnen und -beamte besonders aufschlussreich und verdeutlichte die Bedeutung eines reflektierten und sensiblen professionellen Handelns im Umgang mit politisch motivierter Kriminalität. Am Abend erkundeten viele Teilnehmende die Chemnitzer Innenstadt im Rahmen einer kurzen Stadtführung und ließen den Tag anschließend bei einem gemeinsamen Abendessen in Kleingruppen ausklingen.

Exkursionsteilnehmende hören den Workshopleiterinnen Marie-Theres Lewe und Susann Peschel im Dokumentationszentrums zum NSU-Komplex zu.
Exkursionsteilnehmende hören der Workshopleiterin Marie-Theres Lewe im Dokumentationszentrums zum NSU-Komplex zu
Exponat im Dokumentationszentrums zum NSU-Komplex, das ein Büro stilisiert mit den offenen Fragen der Hinterbliebenen der Opfer.
Exponat im Dokumentationszentrums zum NSU-Komplex, das alle Tatorte in Form eines Schilderwalds darstellt.

Am 21. November begann der Tag mit dem Besuch der Sonderausstellung „30 Jahre Polizei Sachsen“. Geführt wurden wir von einem ehemaligen Angehörigen der Polizei der DDR (Volkspolizei), der auch nach der Wiedervereinigung im Freistaat Sachsen Polizeibeamter wurde, sowie einer Historikerin der Polizei Sachsen. Die Ausstellung bot spannende Einblicke in die Polizeiarbeit vor und nach der deutschen Einheit, beleuchtete den strukturellen Wandel der Sicherheitsbehörden und vermittelte eindrucksvoll, welche Herausforderungen die Transformation von der Volkspolizei hin zu einer modernen Landespolizei in den frühen 1990er-Jahren mit sich brachte. Die persönlichen Erfahrungen des Zeitzeugen machten die historischen Entwicklungen besonders greifbar. Im Anschluss erhielten wir eine Präsentation zur Struktur und Organisation der Polizeifachschule Sachsen, die uns einen umfassenden Überblick über das Ausbildungssystem des Bundeslandes vermittelte. Darauf folgte ein offener und sehr bereichernder Austausch mit angehenden Polizeimeisterinnen und Polizeimeistern der Polizei Sachsen. Gemeinsam diskutierten wir über Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Ausbildung, Dienstalltag sowie beruflichen Perspektiven in Hessen und Sachsen. Der Austausch war kollegial, informativ und trug wesentlich zu einem besseren Verständnis der jeweiligen Arbeitsweisen bei. Nach einem gemeinsamen Mittagessen traten wir die Rückreise nach Wiesbaden an, wo die Exkursion offiziell endete.

Insgesamt stellte die Exkursion eine äußerst bereichernde und eindrucksvolle Erfahrung dar. Die Verbindung aus historischer Aufarbeitung, persönlicher Zeitzeugenschilderung, kritischer Auseinandersetzung mit rechter Gewalt und interkollegialem Austausch hat unser berufliches Verständnis nachhaltig geschärft. Die gewonnenen Erkenntnisse werden uns auf unserem Weg zu verantwortungsbewussten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten begleiten und stärken.

Exkursionsteilnehmende stehen vor den Exponaten des ersten Moduls der Ausstellung „30 Jahre Polizei Sachsen“.
Exponate des ersten Moduls der Ausstellung „30 Jahre Polizei Sachsen“
Exkursionsteilnehmende hören der Historikerin Juliane Hanzig der Polizei Sachsen zu.

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