Vom 12. bis zum 13. November 2025 fand am Campus Mühlheim der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) eine bundesweite Konferenz zur Menschenrechtsbildung im Polizeistudium statt. Die Kenntnis und die Beachtung der Menschenrechte in der polizeilichen Praxis sind von entscheidender Bedeutung. Ein das alltägliche Handeln leitendes Verständnis des menschenrechtlichen Spannungsfeldes zwischen dem Schutz von und dem Eingriff in Rechte und von den damit verbundenen Risiken polizeilichen Handelns ist für Pflichtentragende eines demokratisch verfassten Staates unverzichtbar.
Wie trägt das Polizeistudium dazu bei, eine menschenrechtsfreundliche Polizeipraxis zu stärken? Wo liegen in der Lehre Potentiale und Herausforderungen? Diese Konferenz widmete sich der Vorstellung und Diskussion aktueller Forschung und Analyse der Bildungspraxis im Themenfeld Polizeistudium und Menschenrechte.
Ikram Errahmouni-Rimi, Referentin für Vielfalt und Antidiskriminierung der Polizei Bremen, argumentierte in ihrer Keynote, dass Menschenrechtsbildung, die allein auf Haltung zielt, fragil sei, da sie allein am Individuum, nicht an der Institution hänge. Daher setzt sie auf eine institutionelle und rechtliche Orientierung. Cornelia Rotter (HöMS) und Dr. Sarah Jadwiga Jahn (HSPV NRW) begründeten in ihren Beiträgen die Pflicht der Hochschulen für eine ethisch orientierte und emotionsbewusste Didaktik der Haltungsvermittlung und -entwicklung in der polizeilichen Berufssozialisation und als Grundlage für eine menschenfreundliche Polizei.
Die Beiträge von Roland Hoheisel-Gruler (HS Bund), Dr. Thorsten Floren (HöMS), Mareike Niendorf (ASH Berlin) und Josephin Kleemann (HWR Berlin) beschäftigten sich mit der Menschenrechtsorientierung im Studium, indem sie teils die Curricula und teils empirisch Bildungsprozesse an Polizeihochschulen analysierten. Prof. Dr. Ralf Alleweldt (HPolBB) fokussierte internationale Menschenrechtsstandards als Gegenstand der Polizeiausbildung und Dr. Christoph Meißelbach (Hochschule der Sächsischen Polizei) problematisierte die polizeiliche Menschenrechtsbildung im Spannungsfeld von instrumentellen und expressiven Motivationen.
Konkret wurde es bei der Schilderung des Einsatzes von Videos aus Betroffenenperspektiven als Sensibilisierungstool in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit mit dem Zentralen Objektschutz der Berliner Polizei durch die Referentin Lilith Daxner (Verein für demokratische Kultur in Berlin). Auch das Team der HSPV NRW, bestehend aus Dr. Emanuel John und Prof. Dr. Tobias Trappe, stellten ein konkretes Training für die erfahrungsbasierte Menschenrechtsbildung vor, nämlich ein digitales Training für die Polizei zum Umgang mit Demenzkranken. Prof. Dr. Christine Bartsch (HWR Berlin) wandte mit der Assistenz Harry Schrödinger als Methode das szenische Spiel an, um das Selbstbestimmungsrechts anhand eines Dilemmas zu thematisieren. Diese Methode führte zum anschließenden didaktischen Workshop zum selbigen Thema über.
Die Konferenz ist Bestandteil einer Kooperation zwischen der HöMS und dem Deutschen Institut für Menschenrechte e.V., Berlin. Einführende und begrüßende Worte an die angereisten Lehrenden unterschiedlicher Polizeihochschulen richteten Tim Haini, Studiendekan des Fachbereiches Polizei der HöMS, sowie Michael Schwandt, Leiter der Abteilung Menschenrechtsbildung des DIMR. Die Konferenz wurde gemeinsam von Cornelia Rotter, Sabine Bäcker und Sonja John (HöMS) sowie Lisa Heemann und Michael Schwandt vom Deutschen Institut für Menschenrechte (DIMR) organisiert und durchgeführt.
Lesedauer:4 Minuten