Politische Bildung ist kein bloßes Add-on im polizeilichen Ausbildungskanon – sie ist integraler Bestandteil professioneller Polizeiarbeit. Jede Polizeibeamtin und jeder Polizeibeamter bringt politische Haltungen und gesellschaftliche Erfahrungen bereits mit – vom ersten Tag an. Diese Überzeugungen können sich im Laufe der beruflichen Karriere weiterentwickeln oder verändern, im positiven wie im negativen Sinne. Daher ist politische Bildung weit mehr als reiner Wissenstransfer. Sie arbeitet mit Werteorientierung und steht in enger Verbindung zum polizeilichen Leitbild. Aspekte wie interkulturelle Kompetenz oder das Verständnis gesellschaftlicher Dynamiken sind nicht nur theoretische Inhalte, sondern können im Einsatzalltag ganz konkret dazu beitragen, Konflikte zu entschärfen oder sogar zu verhindern. Damit ist sie hoch relevant für die Praxis und ein Einsatzmittel im besten Sinne.
Am 8. Mai 2025 jährte sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal – ein Ereignis, dessen historische Bedeutung für uns als Gesellschaft und insbesondere für die Polizei nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Dieses Jubiläum ist Anlass, die Veranstaltungsreihe „VERINNERlicht – mit der Geschichte lernen“ zu starten. Gerade die Rolle der Polizei in politischen und gesellschaftlichen Umbruchphasen verdient eine besonders reflektierte Auseinandersetzung. Die häufig geäußerte Haltung „Das ist doch alles lange her“ verkennt, dass ohne das Wissen über die NS-Vergangenheit der Polizei, über die belasteten Strukturen der Nachkriegszeit, die späte Demokratisierung der Institution und den langen Weg zur Akademisierung keine fundierte Positionsbestimmung in der Gegenwart möglich ist.