Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit

„VERINNERlicht – mit der Geschichte lernen“ - Auftaktveranstaltung mit Staatssekretär Martin Rößler

Politische Bildung ist kein bloßes Add-on im polizeilichen Ausbildungskanon – sie ist integraler Bestandteil professioneller Polizeiarbeit. Jede Polizeibeamtin und jeder Polizeibeamter bringt politische Haltungen und gesellschaftliche Erfahrungen bereits mit – vom ersten Tag an. Diese Überzeugungen können sich im Laufe der beruflichen Karriere weiterentwickeln oder verändern, im positiven wie im negativen Sinne. Daher ist politische Bildung weit mehr als reiner Wissenstransfer. Sie arbeitet mit Werteorientierung und steht in enger Verbindung zum polizeilichen Leitbild. Aspekte wie interkulturelle Kompetenz oder das Verständnis gesellschaftlicher Dynamiken sind nicht nur theoretische Inhalte, sondern können im Einsatzalltag ganz konkret dazu beitragen, Konflikte zu entschärfen oder sogar zu verhindern. Damit ist sie hoch relevant für die Praxis und ein Einsatzmittel im besten Sinne.

Am 8. Mai 2025 jährte sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal – ein Ereignis, dessen historische Bedeutung für uns als Gesellschaft und insbesondere für die Polizei nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Dieses Jubiläum ist Anlass, die Veranstaltungsreihe „VERINNERlicht – mit der Geschichte lernen“ zu starten. Gerade die Rolle der Polizei in politischen und gesellschaftlichen Umbruchphasen verdient eine besonders reflektierte Auseinandersetzung. Die häufig geäußerte Haltung „Das ist doch alles lange her“ verkennt, dass ohne das Wissen über die NS-Vergangenheit der Polizei, über die belasteten Strukturen der Nachkriegszeit, die späte Demokratisierung der Institution und den langen Weg zur Akademisierung keine fundierte Positionsbestimmung in der Gegenwart möglich ist.

Staatssekretär Rössler bei seinem Grußwort

Am 09. Mai 2025 fand die Auftaktveranstaltung zur Reihe am Studienort Wiesbaden statt. Die offizielle Begrüßung der Gäste erfolgte durch den Präsidenten der HöMS, Dr. Walter Seubert. Der Staatssekretär des Hessischen Ministeriums des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz Martin Rößler stellte in seinem anschließenden Grußwort fest: „Polizistinnen und Polizisten müssen fest auf dem Boden unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung stehen und deren Prinzipien – Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – überzeugend vertreten. Dazu gehört auch, dass sie sich der historischen Verantwortung der Polizei bewusst sind. Die Veranstaltungsreihe VERINNERlicht‘ will dazu einen Beitrag leisten, für gesellschaftliche Transformationsprozesse sensibilisieren und zum Einsatz für ein respektvolles, vielfältiges Miteinander motivieren.“

Es folgten allgemeine Erläuterungen von Markus Moog vom Zentrum für Fort- und Weiterbildung an der HöMS zur Entstehung der Idee zur Veranstaltungsreihe und zu den diversen Angeboten.

Leiter des Hauptsachgebietes Einsatz- und Führungsqualifizierung Markus Moog

Den fachlich inhaltlichen Teil übernahm Vizepräsident für Forschung und Transfer Prof. Dr. Georgios Terizakis mit einer Keynote zum Thema: „Demokratie und Polizei - Eine wechselvolle Beziehung in Deutschland.“ Er reflektierte die wechselvolle und spannungsreiche Beziehung von Demokratie und Polizei in Deutschland, die zunächst getrennt diskutiert und dann ins Verhältnis gesetzt wurde. Getreu dem Dewey’schen Motto, diente der Gedanke der Demokratiebildung als Klammer des Vortrags.

Die Auftaktveranstaltung „VERINNERlicht – mit der Geschichte lernen“ versteht sich als Beitrag zu einer kritischen, geschichtsbewussten und zukunftsorientierten politischen Bildung innerhalb der Polizei. Denn nur wer die Geschichte kennt, kann Verantwortung in der Gegenwart übernehmen – und die Zukunft mitgestalten. Die darauffolgende Veranstaltungsreihe hat zum Ziel, ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein zu fördern, die Entwicklung der Rolle der Polizei im 20. Jahrhundert nachzuvollziehen und in einen konkreten Gegenwartsbezug setzen zu können. Im Mittelpunkt steht die Verinnerlichung der Rolle der Polizei im demokratischen Rechtsstaat.

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